"Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“
Der zukünftige Diakon Andreas Dieterle sprach in Moosbach über
"Amt und Aufgaben des Diakons“ am 14.09.2017

Andreas Dieterle (vierter von links) beim Bildungsabend im Gasthaus Kerscher, Moosbach
   
Bericht: Peter Altmannsperger
  

Die zweite Bildungsveranstaltung der Pfarreien-gemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing fand am Donnerstag, den 14.September 2017, im Gasthaus Kerscher in Moosbach statt.

Der Vortrag von Andreas Dieterle war „erfreulich gut besucht“, wie Pfarrer Josef Drexler in seiner Begrüs-sung hervorhob. Wohl war, hatten sich doch mehr als sechzig Gläubige der Gemeinden eingefunden, darunter Mitglieder des Katholischen Frauenbundes, der Mariani-schen Männerkongregation und der Seniorengruppe aus Moosbach, um mehr darüber zu erfahren, was künftig die Arbeit eines Diakons konkret für die Gemeinde bedeutet. Überdies wurde mit dem Thema Neuland betreten, denn einen Diakon hatten die Gemeinden zuvor noch nie.

 
Selbstlosigkeit christlichen Handelns

Christliches Handeln, hob Andreas Dieterle an, sei immer dem Gemeinwohl verpflichtet. Dies gelte insbesondere für ihn selbst, denn „jedes diakonische Handeln hat sei-nen Ursprung in Jesus Christus.“ Darin tritt, mit Blick auf die zukünftigen Aufgaben des Diakons, die Selbstlosig-keit seines Tuns sichtbar hervor. Diakon leite sich aus dem Griechischen ab und bedeute Diener, fuhr Dieterle fort. Mit der Berufung zum Dienen verbinde sich stets die Liebe Jesu Christi – alles Handeln sei auf IHN ausge-richtet.

Doch vielerorts bleibt heute die Wahrheit gelebter Liebe in einem Scherbenhaufen zurück. Warum ist das so? Als Triebkräfte gesellschaftlichen Wandels kann man gewaltige weltliche Fliehkräfte ausmachen. Wir alle be-obachten einen Zuwachs des Trennenden. Des Trenn-enden von Gott.

Nicht alle Menschen verbindet heute noch die be-dingungslose barmherzige Liebe. Man hört von gefähr-licher Polarisierung, vom Anspruch irdischer Größe, von Kriegen vor unserer Haustüre und von einer Überstei-gerung des Materialismus wie auch von kapitalistischen Auswüchsen menschenverachtenden Ausmaßes – und allem voran ergeht die unentwegte Aufforderung zu hemmungslosem Konsum und ungebremster Selbstver-wirklichung.

Diese Vorstellungen führen ebenso in die Irre wie der egozentrische Traum von zügelloser Selbstentfal-tung. Der Traum vom Zusammenrücken der Menschen ist zum Albtraum geworden, weil die Gemeinsamkeit fehlt, welche wahre Menschlichkeit ausmacht – die Kraft der dienenden Liebe. Dazu gesellt sich der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten des Menschen. Man muß aufpassen, bevor man so etwas behauptet. Unbegrenzte Möglichkeiten? Sind die Möglichkeiten des Menschen wirklich unbegrenzt?

Wer glaubt, sieht und versteht. Wer glaubt, versteht, weil er auf Gottes Wort hört. Im Hören auf das Wort verflüchtigt sich die naive Vorstellung, dem Menschen sei alles möglich, sehr rasch. Auch der zukünftige Diakon Dieterle mißt der Verkündigung des Wortes zentrale Bedeutung bei.

  
Andreas Dieterle bei seinen Ausführungen
  
"Die wahre Macht ist der Dienst“

Es gab eine Epoche, die stolz darauf war, sich des eige-nen Verstandes zu bedienen. Doch nicht jeder, der sich des eigenen Verstandes bedient, versteht, was Gott vom Menschen will. Erst wenn sich zum Verstand die Ver-nunft gesellt, vermag der Mensch mit Geist, Herz und Seele Gottes Heilsplan für die Welt zu erkennen.

Zum Heilsplan Gottes muß auch die bevorstehende Weihe unseres neuen Diakons gerechnet werden. Die Weihe eines Diakons erfolgt letztlich durch Handauf-legen, aber natürlich nicht in jenem oberflächlichen Sinne des Wortes, den man umgangssprachlich mit dem Handauflegen verbindet. In der Weihe, verbunden mit dem Gebet, offenbart sich nicht nur die treue Ergebenheit gegenüber dem Bischof. Im Sakrament der Weihe bün-delt sich die Liebe Jesu im vollen Tiefgang des Heiligen Geistes, mit dessen Hilfe die Berufung zum Dienen un-auslöschlich in dem Geweihten eingestiftet wird.

Die Diakonen-Weihe ist die erste Stufe, die gläubige Diener Jesu in den Klerus erhebt. Die damit verbundene Berufung zum Dienen geht auf der Karriereleiter mit: sie trägt den Priester ebenso wie den Bischof, denn Diener Gottes bleiben alle auf ewig.

Der ständige Diakonat blickt auf eine lange Tradition zurück. Seine Wurzeln reichen bis in das erste Jahrhun-dert, als die urchristliche Gemeinde neben Bischof und Priestern bereits über Diakone verfügte.

„Der berühmteste Diakon“, begann Dieterle seinen Blick in die Geschichte, „war der heilige Stephanus. Er war einer der ersten sieben Diakone der Jerusalemer Urgemeinde und starb als Märtyrer. Auch der heilige Franz von Assisi ist Diakon gewesen und dies auch geblieben – und zwar aus Demut zum Dienen.“

In der Blütezeit des Diakonats war das Dienen zu-nächst auf liturgische Aufgaben konzentriert, bevor die Bedeutung der Diakone nachließ. Auch ein Vorstoß zur Erneuerung des Diakonats während des Konzils von Trient im Jahre 1545 fiel nicht auf fruchtbaren Boden. Erst im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) erinnerte man sich an die alte Tradition des ständigen Diakonats. Bis dahin waren immer wieder Befürchtungen laut geworden, verheiratete Diakone könnten den Zölibat in Gefahr bringen. Dererlei Beden-ken hatte man jedoch letztlich zerstreuen können. Ferner hatte der beginnende Priestermangel dazu beigetragen, den ständigen Diakonat im Hinblick auf den wachsenden Bedarf an seelsorgerischen Diensten wiederzubeleben.

In der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ (Christus ist das Licht der Völker) legte das Konzil 1964 das besondere Charisma von Priesteramt und Diakonat fest und stellte den Diakonat als eigenständigen Ordo wieder her. Damit wurde der Diakonat auch für verhei-ratete Männer geöffnet; unverheiratete Diakone müssen jedoch ehelos bleiben.
  
Andreas Dieterle hatte aufmerksame Zuhörer
 

Der 1979 in Amberg geborene, in Schwarzenfeld aufgewachsene Andreas Dieterle wurde von seinen Eltern im Glauben geprägt. Eine Entwicklung, die man sich besonders heute, in einer Zeit gallopierender Belie-bigkeit, auch anderswo wünscht. Während seines Novi-ziats bei den Prämonstratensern in Windberg reifte in Dieterle die Einsicht, aufgrund zölibatärer Einschrän-kungen nicht Priester werden zu wollen. Dies habe auch daran gelegen, daß er „eine Sache entweder einhundert-prozentig oder gar nicht macht.“

Doch in all den folgenden Jahren, während des Stu-diums der Theologie in Eichstätt, des anschließenden Lehramtstudiums in Regensburg und während der Tätig-keit als Religionslehrer und Schulbeauftragter für den Religionsunterricht in den Dekanaten Viechtach und Deggendorf-Plattling blieb der Ruf Gottes in ihm wach. Als Verheirateter folgte er „diesem Ruf, der stets in mir war.“ Dieterle erkannte seine Berufung als die eines Diakons, des Dieners in der Liebe.

Unsere verhaltensunsichere Zeit braucht diese „sta-bilitas“ der Liebe viel mehr, als sie zuzugeben bereit ist. Die Liebe muß gelebt, erlebt und in der Seele gespürt werden. Wenn man sich über die Grenzen des Bayeri-schen Waldes hinweg umsieht und dabei den Deforma-tionen im globalen menschlichen Gefüge begegnet, nimmt man auch die Zerknirschtheit mancher Seele wahr. Auf der maßlosen Jagd nach Gewinn und persön-lichem Vorteil verfestigen sich die Fronten zwischen den Menschen, die glauben, denen, die noch fern sind von Gott und denjenigen, die andere als Ungläubige sogar bekämpfen.

Kürzlich konnte man erneut lesen, daß die Zahl psychischer Erkrankungen in Deutschland kontinuierlich ansteigt. Auch deshalb sind wir Katholiken dazu aufgerufen, die Gnade des liebenden Verstehens mit anderen Menschen zu teilen. Darin liegt, gerade in einer Phase entfesselter Übersteuerung des Materiellen, nicht nur der caritative Aspekt des ständigen Diakonats, sondern auch der ständige Auftrag aller Gläubigen.

Das dienende Tätigkeitsfeld eines Diakons zeigt sich in drei Dimensionen: in der Caritas, der Verkündigung des Wortes und in der Liturgie.

Generell hat jedes diakonische Handeln seinen Ur-sprung in Jesus Christus. Mit seiner sakramentalen Gna-de wird der Diakon zum Diener aller. Der caritative Ge-danke kreist in erster Linie um Kranke, Alte und Ster-bende. Ihnen widmet sich der Diakon zuerst und über diese Arbeit hinaus erkennt er auch den Bedarf an seel-sorgerischen Gesprächen, ebenso wie die Notwendigkeit, bei sozialen Problemen Beistand zu leisten. Außerdem möchte sich der zukünftige Diakon um die Eingliederung von Neubürgern in die Gemeinde kümmern, wie auch um die Förderung ehrenamtlicher Dienste.

Die Verkündigung des Evangeliums gehört von jeher zu den Aufagben des Diakons, ebenso wie die Predigt, die Vorbereitung von Ansprachen, wie auch die sakra-mentale Vorbereitung von Taufen und der Ehe. Der Diakon bereitet Gottesdienste vor, gewährt Kranken und Sterbenden die Eucharistie. Er leitet gottesdienstliche Feiern wie Kreuzwegandachten, Prozessionen, führt Tau-fen und Trauungen durch, ebenso wie Begräbnisfeiern. Vier zentrale Aufgaben bleiben jedoch in ureigenster Hand des Priesters: die Abnahme der Beichte, die zen-trale Euchariastiefeier in der Heiligen Messe, die Kran-kensalbung und die Zelebration des Requiems anläßlich von Begräbnissen.

 
Andreas Dieterle wird zukünftig - neben der Pfarrseelsorge - Religionsunterricht an der Mittelschule Viechtach erteilen und als Schulbeauftragter tätig sein.
 
Hoffnung auf die Liebe

Dem Christentum kommt es darauf an, die Menschen in greifbarer Liebe zu einen, nicht zu trennen. Papst Fran-ziskus hebt diesen Gedanken in seinem Buch „Die wahre Macht ist der Dienst“ deutlich hervor.

„Christen“, so Papst Franziskus, „erkennt man daran, daß sie nach dem Beispiel Jesu anderen Menschen die-nen. Die gelebte Haltung des Dienens kann eine ganze Gemeinschaft verändern, sodaß sie zu einem Haus wird, in dem für alle Platz ist.“ An anderer Stelle, während seiner Predigt anläßlich der Chrisammesse am 17. April 2014 im Petersdom, stellte der Pontifex heraus, einander zu dienen sei eine größere gestalterische Kraft als jede andere Macht in der Gesellschaft.

Diese zentralen Aussagen sind es auch, die den zukünftigen Diakon Andreas Dieterle dazu bewegen dürften, den Menschen in unterschiedlichen Lebenssitu-ationen zu dienen.

„Solange wir den Glauben und die Hoffnung nicht verlieren,“ betont Pfarrer Drexler immer wieder, „wird alles gut.“ Der emeritierte Papst Benedikt XVI schreibt in der Enzyklika „Spe salvi“ (Auf Hoffnung hin gerettet): „Gerade das Beschenktwerden gehört zur Hoffnung. Gott ist das Fundament der Hoffnung.“ Nichts anderes will die katholische Kirche: weltweit Hoffnung verbreiten, Vertrauen schenken und Zuversicht vermitteln, damit unsere Epoche nicht am Materialismus zerbricht.

 

Durch die Gnade Gottes sind wir stets Beschenkte. Wie wir beschenkt werden, liegt nicht in unserer Hand. Doch daß unser zukünftiger Diakon in der Pfarrei-engemeinschaft den Menschen dient, darf gewiß als Gnade betrachtet werden. Papst Benedikt fährt fort: „Gottes Reich ist kein imaginäres Jenseits einer nie herbeikommenden Zukunft, sein Reich ist da, wo er geliebt wird und wo seine Liebe bei uns ankommt. Seine Liebe allein gibt uns die Möglichkeit, in aller Nüch-ternheit immer wieder in einer ihrem Wesen nach unvoll-kommenen Welt standzuhalten, ohne den Elan der Hoff-nung zu verlieren.“

Damit sich die barmherzige Liebe auch wirklich überall entfalten kann, muß sie von den Frauen in den Gemeinden mitgetragen werden. Vor der Weihe zum Diakon wird auch die Ehefrau Heike Dieterle gefragt werden, ob sie mit ganzer Seele und aus vollem Herzen hinter der dienenden Berufung ihres Mannes steht. Dies nahm Pfarrer Drexler zum Anlaß, darauf hinzuweisen, welche vorbildlich tragenden Rollen viele Frauen in der Pfarreiengemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing übernähmen.

Pfarrer Drexler hieß den zukünftigen Diakon Andre-as Dieterle, der seine Weihe am 30. September 2017 durch Bischof Voderholzer in Regensburg erhalten wird, „von Herzen willkommen.“ Dieterle hat seinen Weihespruch aus dem Ersten Brief des Apostels Paulus an die Korin-ther gewählt: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1 Kor 16,14).

Das ist ein hoher Anspruch. Doch der Apostel Paulus verleiht nur einen Satz zuvor die dazu notwendige Zuver-sicht: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark!“ (1 Kor 16,13). Es ist doch so: Im Gebet, das „das Menschenwort übersteigt“, wie der Religionsphilosoph Romano Guardini schreibt, finden wir alle die Kraft, uns der unerschöpflichen barmherzigen Liebe Jesu hinzu-geben.

Auf die Frage hin, wie das in Teilen der Gesellschaft verlorengegangene Vertrauen in die göttliche Liebe wie-derhergestellt werden könne, entgegnete Andreas Dieter-le, es komme darauf an, daß sich einjeder, anstatt den Kopf hängen zu lassen, voll Freude auf den Weg mache, nach seinen Möglichkeiten Jesus Christus zu folgen. Ein „Patentrezept“ dafür gebe es allerdings nicht.

Vielleicht hat Gott ein solches Patentrezept, indem er nun, die Liebe beflügelnd, das ständige Diakonat in unse-rer Pfarreiengemeinschaft verankert. In diesem Sinne werden die Gläubigen der Gemeinden bei der Weihe des neuen Diakons antworten: „Dank sei Gott, dem Herrn.“

  
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Stand: 17. September 2017