Bildungsveranstaltung war gut besucht - 21.11.2019
Ehemaliger Generalabt Thomas Handgrätinger erzählt über sein bewegtes Leben in Rom

Foto: Birgit Schedlbauer, Generalabt em. Thomas Handgrätinger, Diakon Andreas Dieterle.
 
Bericht und Bilder: Margarete Holzfurtner
 

Zur Gemeinschaftsveranstaltung der KEB am Donnerstag konnte die Bildungsbeauftragte Birgit Schedlbauer im Gasthaus Kerscher 50 Teilnehmer begrüßen. Ihr besonderer Gruß galt Diakon Andreas Dieterle, der eingangs den Referenten Generalabt Thomas Handgrätinger herzlich willkommen heissen konnte, den er nicht nur seit über 20 Jahren persönlich kennt und der zudem bei seiner Diakonweihe in Regensburg anwesend war.

Zum Bildungsabend konnte Schedlbauer, die den Vortrag organisierte, auch die 2. Bildungsbeauftragte Karin Vogl, die Pfarrgemeinderatssprecherinnen von Moosbach und Prackenbach (Maria Rackl bzw. Margit Eidenschink), die Kirchenpfleger von Moosbach und Prackenbach (Josef Schollerer bzw. Ferdinand Klement)begrüßen .Sehr erfreut war sie über die Anwesenheit von Diakon Martin Peintinger und Pfarrgemeinderatssprecher von Altrandberg Michael Vielreicher. Der Einladung gefolgt sind auch der Frauenbund Moosbach/Altrandsberg, der FuMV Prackenbach/Krailing, der Gartenbauverein und die MMK Moosbach.

Der ehemalige Generalabt Thomas Handgrätinger des Prämonstratenser Orden aus Windberg, bezeichnete sich in seinem sehr interessanten und aufschlussreichen Vortrag als „Baumeister der Einheit“. In den 15 Jahren, in denen er in Rom weilte, hat er sehr viele Erfahrungen gesammelt, die er den Zuhörern gerne vermittelte. Nun ist er jedoch schon wieder ein halbes Jahr weg von Rom und hat sich schon wieder in Windberg eingelebt, wo er von 1963 bis 2003 gelebt und gewirkt hat. Seine Gedanken gingen zwar immer noch nach Rom zurück, wo er als Generalabt weilte.

 
Doch zunächst erzählte er den Zuhörern einige Passagen seiner Lebensstationen, die mit der Geburt im Jahre 1943 in Ulm begann, wo er auf den Namen Anton getauft wurde. Sein Abitur machte er 1963 in Nürnberg und trat ins Kloster Windberg ein. Es folgte das Theologiestudium und die Priesterweihe 1969. Vor 56 Jahren hat Handgrätinger seine Heimat in Windberg gefunden. Obwohl er als Jugendlicher eine Familie und viele Kinder wollte, freute sich seine Mutter, als er von seinem Wunsch, Priester zu werden, erzählte, denn er wollte für die Menschen da sein. Auf der Karriereleiter ist er schnell nach oben gestiegen. Vom Leiter der Jugendbildungsstätte zum Prior de regime bis zum Abt, den ersten Abt, den das Kloster Windberg seit fast 200 Jahren hatte. Als Generalabt leitete er dann den weltweiten Orden der Prämonstratenser. Dafür zog er 15 Jahre nach Rom – obwohl die Umstellung vom ländlichen Bereich in die Großstadt nicht einfach war. Am 30. September 2003 bei einem außerordentlichen Generalkapitel wurde er zum 64. Generalabt in der nun fast 900-jährigen Ordensgeschichte von ca. 80 Prälaten und Delegierten gewählt. In dieser ganzen Zeit gab es nur einen Deutschen auf diesem Stuhl, auch einen Schwaben vor ihm.
  
Generalabt em. Thomas Handgrätinger bei seinen Ausführungen
 

Bei der Wahl hatte sich Handgrätinger eine Rede vorbereitet und präsentierte eine Regierungserklärung, bat um Nachsicht wegen der Sprachkenntnisse und formulierte dabei vier Schwerpunkte:

Gemeinschaft in jeder Form, Jugend und Obere, wobei der Generalabt nicht Oberer über die Häuser ist, sondern Oberer der Oberen. Vision leitete er ein mit dem Satz: Du hast mehr Möglichkeiten als du denkst, ganz zu schweigen von Gottes ungeahnten Möglichkeiten.

Für mich hatte sich die Welt als Generalabt in 15 Minuten schlagartig verändert, so Handgrätinger. Er musste Abschied nehmen von Windberg und die dortigen Menschen um Aufgaben zu übernehmen. In der Zukunft war er nun ständig unterwegs in das Herz der Kath. Weltkirche. Von Papst Johannes Paul II, inzwischen ein Heiliger, lautete der Aufruf an uns alle, ein lebendiges Zeugnis der Koinonia zu sein und die brüderliche Liebe zu pflegen.

Am 26. Oktober übersiedelte Handgrätinger ganz nach Rom. Seine erste Amtshandlung als Generalabt war, Abt Hermann Josef Kugler zum 47. Abt von Windberg zu wählen und den Vorsitz der eigenen Herkunftsabtei Windberg zu übernehmen. Von nun an musste Handgrätinger die Schulbank drücken und einen Sprachkurs für Italienisch zu belegen. Zum Glück sprachen im Haus viele italienisch, so Handgrätinger.

Eine oft gestellte Frage lautete, was der Generalabt für Aufgaben hat. Er ist der wichtigste Baumeister der Einheit unter den Parteien, bemerkte er. Er hat den Vorsitz beim Generalkapitel und regiert als oberster Leiter des Gesamtordens. Kommunikation ist ein zweiter Punkt auf der Aufgabenleiter, Information geht in zwei Richtungen und Inspiration, was ein Generalabt leisten soll, muß für den Orden eine Inspiration sein.

Im Übrigen spielt sich das Leben eines Generalabtes viel auf Flughäfen ab. Mit Abt Primas verglichen, der ständig unterwegs war, war Handgrätinger 160 Tage im Jahr auf Reisen zu den verschiedensten Häusern des Ordens.

 
Generalabt em. Thomas Handgrätinger bei seinen Ausführungen
 

Nach den vielen Erfahrungen aus der Zeit in Rom, erzählte Handgrätinger zum Schluss noch vieles über verschiedene Päpste, den Vatikan und das Zentrum der Weltkirche. Er bemerkte, dass ihn bei seinem Start der schon kränkelnde Johannes Paul II bei seiner Audienz sehr beeindruckte. Bei seiner Beerdigung gaben ihm 5 Millionen Menschen das Geleit. Als nach Papst Johannes Paul II mit Kardinal Josef Ratzinger ein Deutscher Papst gewählt wurde, war in Rom zunächst das Auffälligste, dass der Papst selber gehen konnte.

Dann erwähnte er Papst Franziskus, der als unbekannter Kardinal aus Argentinien gewählt wurde und noch dazu ein Jesuit war. Für das Jahr 2018 war für Papst Franziskus kein gutes Jahr. Es war von Anfang bis zum Ende vom globalen Missbrauchsskandal in der Kath. Kirche überschattet. Seine Reisen nach Chile und Irland gestalteten sich äußerst delikat und schwierig. Im Übrigen steht der jetzige Papst, der es nicht leicht hat, mehr auf Einfachheit und will sozusagen „öffnen“, so der Redner. Der Papst kämpft mit allen Mitteln, trotzdem bleiben viele Fragen offen. Im Übrigen bemerkte er, dass strukturelle Reformen nur sinnvoll sind, wenn sie aus einer geistlichen Erneuerung kommen und zu ihr führen.

15 Jahre Rom, Handgrätinger sieht diese Zeit als eine überaus fordernde und herausfordernde und als großes Geschenk. Er dankte seinem Konvent, dass er das mitgetragen und zugelassen hat. Als Prämonstratenser und Konventuale ist er mit seinen Erfahrungen von 40 Jahren Klosterleben und fast 20 Jahren intensiver Jugendarbeit und vieler Reisen nach Rom gegangen und schließlich von 27 Jahren Verantwortlich-sein als Oberer. Im vergangenen Jahr legte er bei Generalkapitel im niederländischen Kerkrade entsprechend der Konstitutionen des Ordens aufgrund seines Alters das Amt nieder. Seitdem lebt er wieder in seiner Heimatabtei Windberg.

 
Birgit Schedlbauer bedankte sich bei Generalabt em. Handgrätiner mit einem kleinen Präsent
 
Birgit Schedlbauer bedankte sich zum Schluss bei Generalabt Handgrätinger für den beeindruckenden und sehr lockeren Art gehaltenen Vortrag, den er mit vielen interessanten Bildern aus Rom untermauerte und überreichte ihm ein kleines Präsent.
 
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Stand: 26. November 2019