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Nach nunmehr knapp zweijähriger Planungs- und Bauzeit kann heute die neue Orgel, in der kath. Pfarrkirche "St. Georg" zu Prackenbach erstmals
öffentlich erklingen. An dieses Instrument werden mit Sicherheit - berechtigterweise - hohe Erwartungen gestellt, was in Anbetracht der damit verbundenen Kosten und Aufwendungen (Um- bzw. Neugestaltung der Empore) durchaus verständlich ist. Für das Vertrauen, das Sie uns mit der Beauftragung zum
Orgelneubau entgegenbrachten, dürfen wir schon an dieser Stelle danken. Jede Orgel ist sozusagen ein Prototyp, die einzige Versicherung, die zum Gelingen des Werkes gegeben werden kann ist die Erfahrung des Orgelbauers und sind seine schon gebauten Instrumente, an denen grundsätzliche Bauweisen und
Ideologien abgelesen werden können. Im konkreten Einzelfall sind jedoch immer völlig unterschiedliche bauliche Bedingungen und finanzielle Vorgaben, musikalische Bedürfnisse und optische Wünsche vorhanden, welche jede Orgel zum absoluten Einzelstück machen. Das Instrument wollen wir Ihnen nachstehend
im einzelnen vorstellen. Betrachtet man die Orgel von vorne, so sind im Prospekt (Gesamtansicht der Orgel inklusive der sichtbaren Pfeifen) lediglich zwei Werke zu erkennen. In
der Mitte sind die Register des Schwellwerkes eingebaut, in den beiden Außentürmen befinden sich die Register des Hauptwerkes zusammen mit denen des Pedals. Einige Pfeifen des Register Subbaß 16' befinden sich hinter dem Gehäuse auf dem Stimmgang. Die mächtigen Prospektpfeifen des Registers Principal
8' bzw. Octavbaß 8' mit einer Gesamtlänge von ca. 2,40 m (Ton C) und einem Umfang von ca. 45 cm tragen viel zum imposanten Gesamteindruck des Orgelprospektes bei. Die Gehäuseausmaße betragen ca. 5 m in der Höhe, 4,80 m in der Breite und 1,80 m in der Tiefe. Dadurch, dass alle Register sich direkt
hinter dem Prospekt befinden, sind die Werke klanglich sehr präsent. Die Anordnung kommt den musikalischen Erfordernissen sehr entgegen. Die präsentesten Werke sind Haupt- und Pedalwerk und stellen von der musikalischen Seite her gesehen das klangliche Rückgrat der Orgel dar. Das
Nebenmanual, in diesem besonderen Falle als Schwellwerk ausgestattet, hat die Aufgaben sowohl eines barocken Positivwerkes als auch die eines (relativ zur Dispositionsgröße) romantischen Schwellwerkes zu erfüllen. So wurde bei der Disposition auf ein gesundes Neben- und Miteinander von barocken und
romantischen Stimmen geachtet. Dieses Werk ist im barocken Sinne eines Positivwerkes oder im romantischen Sinne eines dynamisch regulierbaren Nebenmanuals zu verwenden. Die Disposition (Zusammenstellung der Register) weist einige Besonderheiten auf, die einerseits auf Grund des relativ großen Raumes, andererseits auf
die musikalischen Wünsche und Bedürfnisse zurück zu führen sind. In beiden Werken sind Aliquotstimmen vorhanden, im Hauptwerk als gemischte Stimme Sesquialter 2f. mit einer Quint 2 2/3' und einer Terz 1 3/5'. Dieses Register ist bestens für die Darstellung von Solostimmen geeignet, ebenso als Verstärkung
der Zungenregister. Demgegenüber ist das Schwellwerk, welches auch als Positivwerk fungieren soll, mit einem Larigot 1 1/3' ausgestattet, ein Register welches bei der Darstellung barocker Klangbereiche gerne verwendet wird. Alle drei Teilwerke sind mit einem Zungenregister ausgestattet. Hauptwerk und Pedal
mit Stimmen, die die Klangkraft des Werkes steigern sollen (Trompete 8' - Hauptwerk, Fagott 16' - Pedal), das Schwellwerk ist mit einer Solostimme - Schalmeioboe 8' ausgestattet. Im Rahmen des Neubaus war es glücklicherweise möglich, das Register Trompete 8' des Hauptwerkes nachträglich zu bestellen, für
die Pracht des Orgelklanges ist diese Stimme äußerst wertvoll. Der technische und zeitliche Aufwand, der bei einer guten mechanischen Pfeifenorgel erforderlich ist lässt sich schon daran ablesen, dass für die neue
Orgel ca. 4.000 Arbeits- und Planungsstunden erforderlich waren. In größtenteils althergebrachten Handwerkstechniken, wobei natürlich auch zeitgemäße Fertigungsmethoden Anwendung finden, werden fast alle Einzelteile in unseren Produktionsräumen selbst hergestellt. Jedes Detail wird eigens geplant,
berechnet und angefertigt, vom Gehäuse über die Windladen bis hin zu den Pfeifen. Für unsere Orgel finden nahezu ausschließlich heimische Hölzer Verwendung. Sind diese auch oftmals teurer in Anschaffung und Verarbeitung, so ist ihre Eignung im einzelnen gegenüber den verschiedensten Einflüssen und
Einsatzbedingungen wesentlich höher zu beurteilen als bei Hölzern anderer Kontinente. Nicht zuletzt hat uns auch die ökologische Verantwortung dazu bewogen, von der Verwendung überseeischer (und vor allem Tropen-) Hölzer Abstand zu nehmen. Das Gehäuse ist aus bestem astfreiem Tannenholz mit Rahmen und Füllungen gefertigt, die dazugehörenden Schleierbretter bestehen aus Lindenholz. Wie
auch im Inneren sind sämtliche Teile aus massiven Hölzern gefertigt, sollte der technische Bedarf es verlangen auch aus abgesperrten. Das Verwenden von massiven Hölzern (besonders Nadelhölzern) trägt entscheidend zum abgerundeten und weichen Klang unserer Orgeln bei. Der Prospekt ist mit den
Stilmitteln des Barock gestaltet, die handwerkliche Ausführung fordert von den Mitarbeitern höchstes Geschick und Präzision. Die Windladen, das eigentliche Herzstück der Orgel besteht aus Kiefern- und Eichenholz, die Holzpfeifen aus Kiefern-, Fichten- und Birnbaumholz. Sämtliche
Hölzer wurden, bevor sie in die Orgel eingebaut wurden, schon jahrelang an der Luft gelagert und getrocknet. Nur so kann gewährleistet werden, dass keine Spannungen im Holz mehr vorhanden sind, welche ein nachträgliches Reißen des Holzes bewirken würden. Das Pfeifenwerk besteht zum einen aus Hölzern, welche je nach klanglicher Aussage des jeweiligen Registers ausgewählt werden, zum anderen aus einer
Zinn-Blei-Legierung. Hierbei wird der Legierungsanteil von Register zu Register verschieden bestimmt, je nachdem, welchen klanglichen Grundcharakter das Register später haben soll. Von den insgesamt 1.268 Pfeifen sind 1.140 aus Zinn und 128 aus Holz gebaut. 1.126 sind als Labialstimmen (Bauweise ähnlich
oder gleich der im Prospekt sichtbaren Pfeifen), 142 als Zungenstimmen konstruiert. Die größte Pfeife ist mit einer Gesamtlänge von ca. 2,40 m (Körperlänge ca. 2,40 m) das tiefe C des Principal 8', die kleinste das g''' der Quinte 1 1/3' mit einer Körperlänge von ca. 11 mm. Damit jede einzelne Pfeife
genau den Klang bekommt, der ihr von der Bauweise und der musikalischen Bedeutung her zusteht, ist ein feines Gespür, Einfühlungsvermögen und handwerkliches Geschick des Intonateurs erforderlich. Das Instrument ist ganz in der Manier früherer Zeiten, rein mechanisch konzipiert. Sämtliche Befehle, die der Organist über Tasten oder Registerzüge
an die Windladen gibt, werden mittels Gestänge, Wellen und Winkel weitergeleitet. Die Zuverlässigkeit und Präzision mechanischer Trakturen ist nach wie vor unübertroffen; der erhebliche Aufwand, der für eine präzise Mechanik getrieben wird, rechtfertigt sich durch die musikalischen Möglichkeiten, die
dem Organisten dadurch zur Verfügung gestellt werden, die geringen Instandhaltungskosten und die praktisch nahezu unbegrenzte Lebensdauer. Die uns überkommenen Orgeln des Barockzeitalters sind dafür die besten Zeugen und Beweise. Lediglich die Windversorgung erfolgt heutzutage über ein elektrisches Gebläse.
Das in Prackenbach verwendete hat eine Leistung von ca. 0,75 kW und liefert eine Windmenge von 14 m³/min. Der Spieltisch ist frei vor der Orgel mit Blickrichtung zu dieser aufgestellt. Somit hat der Organist beste Abhörmöglichkeit für die Klang- und Lautstärkeverhältnisse
der Werke zueinander, darüber hinaus kann von der Position des Organisten aus auch der Chor dirigiert werden. Das Spieltischgehäuse ist aus massivem Eichenholz hergestellt, die Tasten sind aus Fichtenholz mit Belägen aus porenfreiem Bein für die Untertasten und Ebenholz für die Obertasten. Das Instrument ist ausnahmslos aus hochwertigsten Materialien in sorgfältiger handwerklicher Fertigung hergestellt. Dies ist die Voraussetzung dafür,
dass diese Orgel über lange Zeit zur Freude der Menschen und zum Lobe Gottes erklingen kann. ORGELBAU SANDTNER |
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Stand: 03. Oktober 2002 |